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Thomas Berger – Der letzte Held (Little Big Man)

Die fantastische Geschichte von Jack Crabb, den keiner kennt, der aber im alten Westen bei vielen weltbekannten Ereignissen dabei war. Er kannte Wild Bill Hickok, Wyatt Earp und George Armstrong Custer persönlich, erlebte den Aufbau des Wilden Westens, den Goldrausch und zuletzt die Schlacht am Little Bighorn, die mit dem einzigen und letzten grossen Sieg der Indianer endete. Crabb wuchs bei Weissen und bei Indianern auf, er kennt beide Kulturen und bleibt in beiden sowohl heimisch als auch fremd. So lebt er mal da, mal dort, mal verheiratet und mit Kind, dann wieder allein oder mit einer anderen Frau und so weiter. Im Laufe seines Lebens trifft er immer wieder auf die gleichen Leute und verfolgt mit, wie sie sich nach oben arbeiten oder in ihr Verderben rennen. Crabb verhilft einer Prostituierten zu einem guten Leben, wird Pokerspieler, Büffeljäger, Säufer, Revolverheld, Fährtenleser und vieles mehr. Fast atemlos hetzt er durch sein Leben.

 

Der Roman ist kurzweilig, traurig und witzig zugleich. Die die Indianer werden durchweg als menschliche Wesen gezeigt mit einer komplexen Kultur. Berger entlarvt die Indianerkriege als Gemetzel; zeigt uns die Menschen mit all ihren Schwächen und Stärken und kritisiert die amerikanische Eroberungstaktik und indirekt den Vietnamkrieg. Die Verfilmung mit Dustin Hoffman war ein grosser Erfolg. 36 Jahre nach dem Erfolg des Romans schrieb Berger »The Return of Little Big Man», das meines Wissens nicht auf Deutsch erschienen ist. Die Fortsetzung ist unlogisch, da Jack Crabb im ersten Buch stirbt, nachdem er sein Leben bis zur Schlacht am Little Bighorn erzählt hat.

 

Zitat:

(Jack Crabb wundert sich, dass ihn von der Armee niemand ausfragt über seine Erfahrungen bei den Indianern): »Es dauerte nicht lange, bis ich herausfand, dass es in der weissen Welt höchst selten jemanden gibt, der hören möchte, was ein anderer sagt, um so mehr, wenn der andere weiss, wovon er spricht.«